Blut am Schuh by Antonia Pauly

Blut am Schuh by Antonia Pauly

Autor:Antonia Pauly [Pauly, Antonia]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Größenwahn
veröffentlicht: 2015-09-19T16:00:00+00:00


Der Kunde ist König

Es herrschte eine niedergedrückte Stimmung an diesem Morgen, der sich selbst das Wetter anschloss. Die strahlende Herbstsonne, die in den vergangenen Wochen den Frühnebel verscheucht hatte, bekam keine Chance, die dichte Wolkendecke zu durchbrechen. Schnurgerade fallender Regen bildete eine graue Wand zwischen dem Auge und allem Wahrnehmbaren.

Kommissar Kolvenbach und seine Inspektorin betraten das Rathaus von Bad Münstereifel, in dem auch das Jobcenter untergebracht war. Michaela Gross streifte die Kapuze ihres Anoraks herunter und wischte sich ein paar Tropfen Regenwasser aus dem Gesicht. Sie folgten dem Pfeil auf einer Hinweistafel und gingen linkerhand den Flur entlang, der bald in einen Wartebereich mündete. Drei Personen mit mürrischen Mienen saßen hier auf den unbequem wirkenden Plastikstühlen und blickten dumpf vor sich hin. An der letzten Tür des Flurs verriet ein Schild mit der Aufschrift Jobcenter Anmeldung den Ermittlern, dass sie richtig waren.

Ohne anzuklopfen, traten sie ein und wurden sogleich uncharmant darauf hingewiesen, dass sie zu warten hätten, bis man sie hereinbäte.

»Kriminalpolizei«, gab Kolvenbach ruppig zurück und hielt seinen Ausweis hoch.

Die Frau hinter dem Empfangstresen nahm sofort Haltung an und zauberte sogar ansatzweise ein Lächeln auf ihr von einer Dauerwelle gerahmtes Gesicht. »Ach so«, meinte sie entschuldigend. »Sie sind sicher wegen Melanie Pütz hier. Zu wem wollen sie denn?«

»Sagen Sie es mir!«, forderte der Kommissar die Mitarbeiterin des Jobcenters auf. »Wir möchten mit den Kollegen und Vorgesetzten von Frau Pütz sprechen.«

»Mit allen?« Die Anmeldedame machte große Augen. »Das wird aber schwierig, weil doch die meisten am Vormittag Kundengespräche haben.«

»Dann müssen die Kunden heute eben mal warten«, sagte Kolvenbach bestimmt.

»Sie haben völlig recht«, stimmte die Frau zu. »Die haben ja eh nichts zu tun und sind außerdem daran gewöhnt zu warten. Ich melde Sie mal als erstes bei der Teamleitung von Melanie an.« Diensteifrig griff sie zum Telefon, gab zwei Ziffern ein und meldete einem Herrn Eschweiler das Anliegen der Polizeibeamten.

»Der Teamleiter kommt Sie gleich abholen«, gab sie abschließend bekannt und wies die Ermittler dann an: »Gehen Sie bitte auf dem Flur rechts bis zu der großen, verschlossenen Glastür. Herr Eschweiler wird gleich dort sein.«

Kolvenbach und Gross taten, wie ihnen geheißen, und sahen sich Minuten später einem an die zwei Meter großen, breitschultrigen Mann gegenüber, der ihnen die Tür öffnete und sie dann weiter in sein Büro begleitete.

»Kaffee?«, bot Eschweiler an und wies auf die beiden Besucherstühle. Sein schulterlanges Haar war im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden.

»Gerne«, nickte Kolvenbach und fuhr gleich fort: »Wir müssen Ihnen und den übrigen Kollegen von Melanie Pütz ein paar Fragen stellen. Vielleicht bringt das ja etwas Licht in die Umstände des gewaltsamen Todes Ihrer Kollegin.«

Mit Tassen und Kaffeekanne hantierend, drehte Eschweiler sich zu den Kriminalbeamten um: »Sie meinen, der Täter könnte in ihrem beruflichen Umfeld zu finden sein?«

»Wir meinen momentan noch gar nichts. Wir ermitteln in alle Richtungen, und dazu gehört selbstverständlich auch die berufliche Situation des Opfers.«

»Natürlich. Fragen Sie!« Der Teamleiter stellte die gefüllten Kaffeetassen vor seinen Besuchern ab und nahm ihnen vis-à-vis auf seinem Drehstuhl Platz.

»Uns interessiert zum Beispiel, ob Frau Pütz mit irgendwelchen Personen, die sie betreute, Schwierigkeiten hatte.



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